Die Kennzeichen des neuen Stilwollens dem alten gegenüber, sind zum Beispiel:
– Bestimmtheit statt Unbestimmtheit,
– Offenheit statt Geschlossenheit,
– Klarheit statt Verschwommenheit,
– Religiöse Energie statt Glaube und religiöse Autorität,
– Wahrheit statt Schönheit,
– Einfachheit statt Kompliziertheit,
– Verhältnis statt Form,
– Synthese statt Analyse,
– Logische Konstruktion statt Lyrische Konstellation,
– Mekanismus statt Handwerk.
– Gestaltung statt Imitation und dekorative Ornamention,
– Kollektivismus statt Individualismus usw.
In mannigfaltigen Erscheinungen offenbart sich das neue Stilwollen. Nicht nur in der Malerei, Plastik und Architektur, in Literatur, Jazz-Band und Kino, sondern vor allem in rein utilistischer Produktion. In all diesen verschiedenen Produkten, welche vor allem dem Zweck dienen, ist keine künstlerische Absicht vorausgesetzt. Trotzdem erregen sie uns durch ihre Schönheit. Die Eisenbrücken z. B. haben durch rhythmische Gliederung ihrer Teile ornamentale Wirkung. Nicht nur peinlich genaue Berechnung brachte sie hervor, sondern auch das Gefühl für harmonische Verhältnisse. (Beispiel: Eisenbrücke.) Kein Schmuck, nichts Überflüssiges, nichts Künstlerisches im Sinne nachträglich außenangebrachter Schönheitsakzente. Nur die Wahrhaftigkeit der Sache selbst. Vor allem Wahrheit, Funktion, Konstruktion. Nirgends ein Manko durch individualistische Reflektion.
In all diesen Produkten, ob es eiserne Brücken sind, Lokomotiven (Beispiel), Automobile (Beispiel), Fernrohre (Beispiel), Landhäuser (Beispiel), Äroplanhallen (Beispiel), Luftzüge (Beispiel), Wolkenkratzer (Beispiel) oder Kinderspielzeug (Beispiel), offenbart sich das neue Stilwollen. Die Übereinstimmung mit den neuen künstlerischen Schöpfungen zeigt sich durch dasselbe Streben, das in der Wahrhaftigkeit der Sache zur klaren, reinen Gestalt vordringt. Es darf darum niemand wundern, daß die Schönheit des Mechanischen die Inspirationsachse der jüngsten Kunstgenerationen bildet.